Betriebspraktikum in Dänemark
Louis Asamoa berichtet über sein Betriebspraktikum in Dänemark
Louis Asamoah (24) bereitet sich an der AUCOTEAM Berufsfachschule auf den Berufsabschluss als staatlich geprüfter energietechnischer Assistent vor. Parallel wird er die Fachhochschulreife erwerben.
Frankreich oder Litauen?
Für das Praktikum gab es mehrere Angebote. Am Ende ging es nach Randers in Ost-Jütland, weit im Norden von Dänemark (DK). Vorfreude und Motivation waren groß, als die Zusage kam. Zu acht fuhren wir am Samstag, dem 8. Oktober 2011, in siebeneinhalb Stunden mit der Bahn über Hamburg und Arhus nach Randers. Am Bahnhof holte uns Per, ein Lehrer der Technischen Schule TRADIUM ab. Im hiesigen Studentenwohnheim sollten wir jeder ein kleines, komfortables Zimmer beziehen. Die zehn Minuten mit dem Auto dorthin reichten, um festzustellen, dass Randers eine schöne alte Stadt ist.
Am Sonntag wurde zunächst eingekauft. Anders als in Deutschland, sind die Supermärkte in Dänemark jeden Tag geöffnet. Wir stellten aber auch schnell fest, dass alles deutlich teurer ist als zu Hause. Danach wurde die nähere Nachbarschaft abgecheckt.
Am Montag wurden für uns brandneue Fahrräder ausgeliehen. Echt cool! In Randers gibt es neben dem Bus keine öffentlichen Verkehrsmittel. Mit den Rädern waren wir sehr mobil und flexibel.
Unterricht in der Technischen Schule TRADIUM in Randers
Mit den Bikes ging’s zur Schule, wo wir unsere dänischen Mitschüler kennenlernten. Der Unterricht läuft hier deutlich entspannter und ruhiger ab als bei uns. Sehr positiv fand ich, dass sich Lehrer und Schüler dutzen und mit Vornamen ansprechen. Ein sehr angenehmes Klima.
In den ersten zwei Wochen löteten wir Platinen und programmierten Lego-Roboter. Wir lernten auch eine Menge über PLC-Programmierungen, programmierten kleine Schaltungen und automatisierten ein großes Förderband, über das Holzkisten unter unterschiedlichen Bedingungen befördert wurden. Nach der Schule fuhren wir meist in die Stadt zum Sightseeing oder relaxten im Studentenwohnheim beim gemeinsamen Kochen und Essen.
Praktisches Arbeiten bei WINCON A/S mit breitem Aufgabenspektrum
In den folgenden vier Wochen arbeiteten wir für verschiedene Unternehmen. Malte Eigen und ich entschieden sich für die Arbeit mit Windkraftanlagen bei WINCON A/S. Hier hatten wir echt ein sehr breites Aufgabenspektrum:
Getriebeteile inspizieren und reinigen, auseinander- und zusammenbauen
Turbinen durchchecken, Öle und Fette wechseln, Reparaturen durchführen
Am spannendsten waren definitiv die Einsätze in den Turbinen. Das Aufregendste, denke ich, war das Wechseln eines kompletten Getriebes. Dafür mussten die Rotoren zu Boden gebracht werden. Das war sehr anstrengend, aber mit Teamwork kamen wir gut voran und es gab keine größeren Schwierigkeiten.
Wir haben viel erlebt und gelernt, fachlich und persönlich gewonnen.
Der Arbeitstag ging meist von 7:30 bis 17:00 Uhr, bei Außeneinsätzen auch mal deutlich länger. Wir arbeiteten sehr autonom. Gab es jedoch Probleme, war immer jemand da, der sofort half. Es herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre und, obwohl echt hart und lange gearbeitet wurde, hatten wir eine Menge Spaß.
Durch die Arbeit kamen wir sehr viel herum und haben viel von Dänemark gesehen. Ich habe viel an handwerklichen Fähigkeiten gewonnen, bin selbstbewusster, teamfähiger und flexibler im Handeln geworden.
An den Wochenenden ging‘s ins Zentrum und wir haben natürlich viel mit den Dänen gefeiert. Sehr praktisch: In Randers befinden sich alle Clubs und Bars in einer Straße. Die Stimmung war immer sehr gut, man feierte ausgelassen. Wir hatten nie Probleme oder Stress. Zweimal hatten wir die Dänen zu uns eingeladen. Das waren sehr coole Abende, die unvergessen bleiben.
Der Abschied fiel allen schwer.
Die Zeit bis zu unserer Rückreise am 19. November verging recht schnell. Von der Firma erhielten wir zum Abschied einen Blaumann und ein T-Shirt mit Firmenlogo. Man hat uns echt als Kollegen angesehen und wir sind richtige Freunde geworden. Einen Tag vor der Rückkehr hieß es deshalb noch einmal richtig feiern. Die Studenten organisierten für uns eine Fete. Ich denke, das Abschiednehmen fiel allen schwer, da man über den langen Zeitraum echt viele und gute Freunde gefunden hat.
Ich kann dieses Projekt nur empfehlen. Davon profitieren alle Akteure, sowohl im Entsende-Land als auch im aufnehmenden Land. Beruflich habe ich eine Menge gelernt und einen tiefen Einblick in die Arbeit eines Windenergie-Unternehmens bekommen. Auch sozial gesehen haben wir enorm gewonnen – in Bezug auf das Leben in einer Gemeinschaft, gegenseitigen Respekt und teamorientiertes Denken und Handeln.